Amaryllis – Die Drama-Queen unter den Zimmerpflanzen
Sie kommt, sie blüht, sie geht. Und das mit einem Auftritt, der selbst den Oscar für die beste Hauptrolle neidisch macht: die Amaryllis – botanisch korrekt eigentlich Hippeastrum, aber wer will bei so viel Glanz schon kleinlich sein? Diese Diva mit Zwiebelunterbau bringt nicht nur festliche Stimmung ins Wohnzimmer, sondern auch einen Hauch von „Ich bin nicht wie die anderen Zimmerpflanzen“.
Also schnall dich an, es wird glamourös, blumig und – ja – ein bisschen schmutzig (Erde, Leute. Erde!).
Von der Tropensonne ins Wohnzimmer – Herkunft und Geschichte
Die Amaryllis ist wie viele Stars ursprünglich nicht fürs Wohnzimmer gemacht. Ihre Wurzeln (pun intended) reichen tief in den tropischen und subtropischen Raum Südamerikas, vor allem nach Brasilien, Peru und Bolivien. Dort wuchs sie wild, frei und unbeobachtet – bis findige Botaniker sie entdeckten und beschlossen: „Diese Schönheit gehört auf den Laufsteg – oder zumindest auf die Fensterbank.“
Botanisch gesehen gehört die Amaryllis übrigens zur Familie der Amaryllidaceae, was so klingt wie ein Hexenspruch, aber schlicht „Amaryllisgewächse“ bedeutet. Und jetzt kommt der Clou: Die Pflanze, die wir hier als Amaryllis feiern, ist gar keine echte Amaryllis! Das ist eigentlich ein ganz anderer Pflanzenstar aus Südafrika. Unser Liebling mit dem dicken Zwiebelpo heißt korrekt Hippeastrum – aber ehrlich: Das klingt doch wie ein Zauberspruch bei Harry Potter.
Zwiebel mit Zauber – Aufbau und Blühwunder
Die Amaryllis-Zwiebel ist das Herzstück dieser Pflanze. Und sie ist nicht nur dekorativ rundlich, sondern auch ein kleines Kraftpaket. Denn aus ihr wächst in wenigen Wochen ein sattgrüner Stängel – gerade, aufrecht, majestätisch – und daran sitzen bis zu vier riesige, trompetenartige Blüten, die aussehen, als hätte ein Florist ein Kunstwerk geschaffen.
Je nach Sorte und Laune (und Pflege, dazu kommen wir gleich) blüht die Amaryllis in:
klassischem Rot (Drama pur),
zartem Weiß (Eisprinzessin-Style),
Rosa, Lachsfarben, Zweifarbig, oder sogar gestreift (Fashion Week lässt grüßen).
Diese Farbpracht macht die Amaryllis zur perfekten Pflanze für die tristen Wintermonate – denn während andere Pflanzen Winterschlaf halten, denkt sich die Amaryllis: „Licht? Ich mach mein eigenes.“
So pflegst du deine Amaryllis, ohne dabei die Kontrolle über dein Leben zu verlieren
Pflanzenpflege kann kompliziert sein – muss aber nicht. Vor allem nicht mit einer Amaryllis, die eigentlich nur eins will: ein bisschen Aufmerksamkeit und viel Bewunderung.
1. Standort: Hell, aber keine Sonnenbank
Die Amaryllis steht gern hell, am besten auf der Fensterbank. Aber bitte keine pralle Sonne – sie will gesehen, aber nicht gegrillt werden. Ein Süd- oder Westfenster ist ideal, solange es keine direkte Mittagssonne gibt.
2. Gießen: Erst sparen, dann schlürfen
Gleich nach dem Eintopfen in frische Erde sollte man die Zwiebel erstmal trocken lassen – ja, du hast richtig gelesen. Die ersten Wurzeln müssen sich entwickeln. Dann langsam mit dem Gießen beginnen, sobald der grüne Stängel erscheint. Dabei gilt: Nie direkt auf die Zwiebel gießen! Sie hasst das wie wir nasse Socken.
3. Erde und Topf: Gut bettet, wer schön blüht
Verwende durchlässige Blumenerde und einen Topf mit Abflussloch – Staunässe ist der Erzfeind jeder Amaryllis. Die Zwiebel wird nur zur Hälfte eingepflanzt – der obere Teil bleibt sichtbar. Das sieht nicht nur fancy aus, sondern beugt auch Fäulnis vor.





Blütezeit – Wenn die Diva performt
Die große Show startet meist im Dezember oder Januar – pünktlich zur dunklen Jahreszeit. Wenn alles grau und kalt ist, hebt die Amaryllis die Bühne an – mit einem bis zu 60 cm hohen Blütenschaft und Farben, die auch dem trübsten Winter die Stirn bieten.
Wie lange blüht die Amaryllis?
Mit der richtigen Pflege zeigt die Amaryllis bis zu drei Wochen lang ihre volle Pracht. Manche schaffen sogar einen zweiten Schaft – quasi eine Zugabe, wie es sich für eine echte Showpflanze gehört.
👉 Tipp: Stell die Amaryllis während der Blütezeit etwas kühler (15–18 °C) – so bleibt die Blüte länger frisch.
Nach der Blüte ist vor der Ruhepause – Pflege nach dem Auftritt
Wenn die Blüten verwelkt sind, ist das kein Grund für Trauer. Die Amaryllis zieht sich nur zurück, um Kraft für den nächsten großen Auftritt zu sammeln. Und jetzt kommt der Teil, bei dem viele ihre Diva verlieren – zu Unrecht!
So bereitest du deine Amaryllis auf die nächste Saison vor:
Blüten abschneiden, sobald sie verwelkt sind – aber den Blütenstängel noch nicht! Der gibt der Zwiebel noch Energie zurück.
Erst wenn der Stängel vergilbt und weich wird, wird er auch entfernt.
Die Blätter bleiben stehen – sie sind das Kraftwerk der Pflanze. Jetzt heißt es: Gießen & Düngen wie bei einer Zimmerpflanze.
Im August geht’s in die Sommerpause: Gießen und Düngen einstellen, Topf an einen kühlen, dunklen Ort stellen (z. B. Keller). Jetzt schläft die Amaryllis – gönn ihr das Nickerchen.
Im November darf sie dann wieder ans Licht – frische Erde, leicht angießen, und ab da geht’s wieder los.
Sorten zum Verlieben – und zum Angeben
Die Amaryllis gibt’s in über 90 Hybriden – von klassisch bis exzentrisch. Hier ein paar Sorten, die selbst den Nachbarn zum Staunen bringen:
‘Red Lion’ – Das Original in knalligem Rot. Majestätisch, klassisch, powerful.
‘Apple Blossom’ – Zartrosa mit weißem Herz. Sie sieht aus wie Frühlingsgefühle.
‘Picotee’ – Weiß mit rotem Rand. Als hätte jemand mit Aquarell gespielt.
‘Minerva’ – Rote Blüte mit weißem Zentrum. Futuristisch und verspielt.
‘Papilio’ – Auch „Schmetterlings-Amaryllis“ genannt. Exotisch, wild, mit grünen Adern.
Wer es ganz besonders mag: Es gibt sogar gefüllte Sorten, bei denen doppelt so viele Blütenblätter um die Wette posieren – wie ein Tutu aus Blüten.
FAQs – Kurz, knackig
❓ Wie pflege ich eine Amaryllis richtig?
Stell sie hell, aber nicht sonnig, gieße sparsam, vermeide Staunässe, und topfe sie nur halb in die Erde ein. Nach der Blüte gut pflegen, damit sie im nächsten Jahr wieder blüht.
❓ Wann blüht die Amaryllis?
Je nach Sorte und Pflege zwischen Dezember und März. Meist etwa 3–4 Wochen lang.
❓ Warum blüht meine Amaryllis nicht?
Mögliche Gründe: Keine Ruhezeit, zu viel Wasser, falscher Standort oder zu wenig Nährstoffe. Die Zwiebel braucht Sommerpause!
❓ Muss ich die Zwiebel nach der Blüte wegwerfen?
Auf keinen Fall! Mit etwas Geduld und richtiger Pflege kann die Amaryllis mehrere Jahre wieder blühen.
❓ Ist die Amaryllis giftig?
Ja – vor allem Zwiebel und Pflanzensaft sind giftig für Haustiere und Menschen. Handschuhe beim Umtopfen tragen, Katzen fernhalten.
Warum uns die Amaryllis daran erinnert, dass Schönheit Geduld braucht
In einer Welt, in der alles sofort und immer schneller passieren muss, ist die Amaryllis fast schon ein Statement: Wahre Schönheit braucht Zeit. Sie macht sich rar, bereitet sich monatelang im Stillen vor – und wenn der Moment gekommen ist, gibt sie alles. Kein Dauerblüher, keine Alltagsblume. Sondern eine, die zeigt, was möglich ist, wenn man Ruhe, Pflege und Hingabe in etwas investiert.
Also: Wenn du das nächste Mal ungeduldig wirst, weil deine Amaryllis „noch nichts macht“ – denk dran, was da unter der Erde passiert. Und vielleicht gönnst du dir selbst ja auch ein bisschen mehr Pausenmodus, bevor du wieder aufblühst. 😉
Die Amaryllis – Pflegeleicht, beeindruckend und ein bisschen geheimnisvoll
Ob als festlicher Hingucker im Dezember oder als treue Zimmerpflanze übers Jahr – die Amaryllis ist mehr als nur eine Winterblume. Sie ist robust, wunderschön und mit ein bisschen Know-how ein echter Wiederblüher. Wenn du ihre Bedürfnisse verstehst (Licht, Ruhe, etwas Geduld), dann wird sie dich Jahr für Jahr mit ihrer Blütenpracht belohnen.
Also: Lass sie blühen – und dich gleich mit.